Die Feuerleitanlage des Leopard 2 umfasst als Hauptbaugruppen das Tagzielfernrohr mit Laser-Entfernungsmesser und integriertem Wärmebildgerät sowie mit in zwei Ebenen stabilisierter Visierlinie, den ballistischen Rechner, die Waffennachführanlage und ein stabilisiertes Kommandantenrundblickzielfernrohr PERI R17. Die Gefechtsfeldbeobachtung wird über eine große Anzahl großflächiger Winkelspiegel geführt. Bei Beschädigung des Hauptzielfernrohres kann das Feuer mit Hilfe eines teleskopischen Zielfernrohres mit achtfacher Vergrößerung vom Typ FERO-Z18 geführt werden. Dieses Zielfernrohr ist achsparallel zur Kanone angebracht und hat einen Ausblick durch die Walzenblende. Es ist analog dem TZF-3 des Leopard 1 aufgebaut (im Bild an dem großen Okular links erkennbar). Als Hauptzielfernrohr wird das bei STN-Atlas Elektronik hergestellte EMES-15 mit 12facher Vergrößerung bei einem Sichtfeld von 5 Grad verwendet. Es integriert ein binokulares Tagsichtzielfernrohr, ein Wärmebildgerät und einen Laserentfernungsmesser in einer Baugruppe. Ein baugleiches Gerät wird auch im Leopard 1A5 verwendet, auf der Leopard 1 Seite sind die Bedienelemente am Richtschützenplatz beschrieben, wie sie prinzipiell ebenfalls für den Leopard 2 gelten. Das EMES-15 besitzt einen in zwei Ebenen stabilisierten Ausblickkopf für den Tages- und den Nachtsichtkanal sowie für den Laserentfernungsmesser. Die Stabilisierung der Kanone und des Turmes sind an die Primärstabilisierung des Ausblickkopfes gekoppelt. Über den Feuerleitrechner und weitere elektronische Baugruppen der Waffenstabilisierung gekoppelt, folgt die Sekundär-Stabilisierung des Turmes und der Kanone der Primär-Stabilisierung des Ausblickkopfes. Die Schussverblockung gibt die Abfeuerung nur frei wenn sich die Visierlinie des EMES und die Seelenachse der Kanone in der jeweiligen Soll-Lage befinden. Winkelgeber messen permanent die Abweichung der Waffenanlage in der Horizontalen und in der Vertikalen zur Lage der Visierlinie und führen Turm und Kanone ständig wieder in die Soll-Lage zurück. Deshalb spricht man hier auch von einer Waffennachführanlage. Der entscheidende Vorteil, neben der hohen Stabilisierungsgüte, besteht darin, das über den Feuerleitrechner gesteuert, Turm und Kanone unabhängig vom primär stabilisierten Ausblickkopf des EMES aus der ursprünglichen in eine andere Soll-Lage geführt werden können. Somit können die vom Feuerleitrechner ermittelten Vorhaltewerte und Rohrerhöhungen automatisch umgesetzt werden ohne das der Richtschütze den Haltepunkt verändern muss. Er hat lediglich das Ziel mit der zentralen Richtmarke abzudecken und zu begleiten. Ist die Feuerleitanlage feuerbereit, wird das im Sichtfeld des Zielfernrohrs angezeigt und der Richtschütze kann abfeuern. Der digital arbeitende Feuerleitrechner kann aus den Speichermodulen alle zur Berechnung nötigen ballistischen Werte der einzelnen Munitionssorten auslesen. Die Hauptmunitionssorten für Gefechtseinsatz und das Übungsschießen sind bereits verfügbar und können recht einfach durch Wechsel des Speichermoduls an neue Entwicklungen angepasst werden. Bei der Vorbereitung des Schießens müssen von der Besatzung die für jede Kanone und Munitionsart beim Werksanschuss ermittelten indiuiduellen Fehler am Eingabepult eingestellt werden. Ebenso werden vorher die Werte Lufttemperatur, Ladungstemperatur und die topografische Höhe des Einsatzgebietes eingestellt. Der Wert für den Seitenwind kann vorab bei fester Einsatzrichtung eingestellt werden oder wird durch einen Sensor permanent ermittelt. Aus der topografischen Höhe und der Lufttemperatur kann der Rechner näherungsweise den realen Luftdruck errechnen, der für die ballistischen Berechnungen bedeutsam ist. Bei Notwendigkeit kann über einen Korrekturwert die Verringerung der Anfangsgeschwindigkeit wegen des Rohrverschleißes eingestellt werden da dies sonst zu einer geringeren Schussweite führt. Während des Schießens ermittelt ein Sensor die Verkantung des Turmes in der Querachse, also die Längsachse durch die Schildzapfen der Kanonenwiege. Ein Abweichen von der Waagerechten führt zu großen Abweichungen beim Schießen und kann durch Verändern der Soll-Lage der Waffenanlage durch den Feuerleitrechner kompensiert werden. Für die Vorhaltewerte beim Schießen auf sich bewegende Ziele und beim Schießen aus der Bewegung werden durch Sensoren die Winkelgeschwindigkeiten der Waffenanlage beim Begleiten des Zieles in der Horizontalen und in der Vertikalen ermittelt. Der Feuerleitrechner kann aus diesen dann die Vorhalten in Höhe und Seite errechnen und die Waffenanlage über die Richtantriebe entsprechend in eine neue Soll-Lage führen. Als Entfernungsmesser ist ein CE628 Laser der Firma Zeiss-Eltro-Optronik im EMES-15 integriert. Es ist ein Neodynium Yttrium Aluminium Granat Laser (Nd:YAG). Es können bis zu drei Messungen in vier Sekunden erfolgen. Der Messbereich beträgt 200 bis 10.000 Meter, die Messgenauigkeit hat eine Toleranz von 10 Metern. Die Entfernungsdaten werden dem Feuerleitrechner übermittelt und im Sichtfeld des Richtschützen angezeigt. Entfernungen über 4000 Meter werden dabei nicht automatisch vom Feuerleitrechner berücksichtigt und müssen manuell eingestellt werden. Als Messmarke wird die zentrale kreisförmige Richtmarke genutzt. Bei Notwendigkeit kann eine Unterdrückung von Zweitechos eingeschaltet werden um sicherzustellen das nur der erste reflektierte Laserstrahl zur Entfernungsbestimmung ausgewertet wird. In der Skizze links ist das Strichbild im Sichtfeld des EMES-15 zu sehen. Ziele werden grundsätzlich mit der ringförmigen zentralen Richtmarke angerichtet. Die weiteren Striche können bei Bedarf zur behelfsmäßigen Ermittlung von Entfernungen nach dem militärischen Strichmaß und bei der Korrektur von Fehlschüssen verwendet werden. Bei funktionierender Feuerleitanlage soll der Richtschütze jedoch auch den Folgeschuss mit dem gleichen Haltepunkt abfeuern, so die geltende Regel. Das Strichbild gilt als Standart in allen westlichen Zielfernrohren, es kann in der Anzahl weiterer Hilfsstriche differieren. Auch im Wärmebildzielfernrohr (WBG) ist das gleiche Strichbild wiederzufinden, einziger Unterschied ist der fehlende zentrale Ring. Das WBG wird von der Firma Zeiss-Eltro Optronik auf der Grundlage eines Standart US-Moduls hergestellt. Der grundlegende Aufbau ist im Artikel über die Nachtsichtgeräte beschrieben. Die Zeit bis zum Erreichen der Betriebsbereitschaft beträgt cirka 10 Minuten, während dieser Zeit wird der aus 120 Kadmium-Quecksilber-Tellur-Elementen (CdHgTe) bestehende Detektor auf minus 196 Grad Celsius heruntergekühlt. Es ist möglich die Vergrößerung des WBG zu verändern. Zum Anrichten wird die 12fache Vergrößerung verwendet, zum weiträumigen Beobachten kann auf 4fache Vergrößerung umgeschaltet werden. In diesem Fall zeigt ein rechteckiger Rahmen das Sichtfeld der 12fachen Vergrößerung an, dadurch kann der Richtschütze erkannte Ziele schneller anrichten um danach die Vergrößerung umzustellen. Bei Bedarf kann die Polarität der Anzeige umgestellt werden. Warme Objekte werden entweder hell oder dunkel dargestellt, es handelt sich faktisch um ein "Negativ" des vorherigen Bildes. Ebenso kann der Kontrast nachgestellt werden um die Sichtbarkeit der Objekte zu verbessern. Das Wärmebildgerät hat unter normalen Bedingungen eine Aufklärungsreichweite von weit über 2000 Metern. Die Sichtweite wird erheblich herabgesetzt bei natürlichen Nebeln mit hoher Dichte und relativ großen Tropfendurchmessern. Hier wird ein großer Teil der Wärmeabstrahlung der Objekte absorbiert. Dennoch ist das WBG gegenwärtig das beste verfügbare Sichtgerät für Nacht und schlechte Sicht. Auch bei Tageslicht kann es helfen gut getarnte Ziele zu erkennen und sollte deshalb im Gefecht ständig eingeschaltet sein. Das monokulare Rundblickperiskop PERI-R17A1 für dem Kommandanten besitzt eine in zwei Ebenen stabilisierte Visierlinie und dient der Beobachtung im Stand und in der Bewegung. Es besitzt eine zwei und achtfache Vergrößerung bei einem Sichtfeld von 27 Grad bzw. 7 Grad, je nach eingestellter Vergrößerung. Es ist die Weiterentwicklung des PERI-R12 das im Leopard 1A4 verwendet wurde, wesentliche Baugruppen konnten übernommen werden. Das PERI-R17 kann in folgenden Betriebsarten eingesetzt werden: a) der Kommandant führt das Periskop und kann unabhängig von der Turmstellung frei beobachten, b) der Kommandant überwacht den Richtschützen, das Periskop folgt der Hauptwaffe, c) der Kommandant übernimmt die Führung der Hauptwaffe, d) der Kommandant kann die Visierlinie des Periskops zur Längsachse der Panzerwanne ausrichten, dabei wahlweise in 12 Uhr bzw. 6 Uhr Position. Der Kommandant hat an seinem Platz zur Steuerung des Periskops einen an einem senkrechten Griff angebrachten "Daumendruck"-Schalter. Mit diesem kann er auch in schwerem Gelände das PERI sicher führen da der Griffstock fest steht und die rechte Hand des Kommandanten somit einen sicheren Halt besitzt. Nur durch Verändern des Daumendrucks auf eine cirka 3 cm große gummierte Sensorscheibe kann der Kommandant das Sichtfeld des Periskops in der Höhe und Seite steuern Der Nachfolger des Rundblickperiskops ist das PERI-R17A2 mit integrierten Wärmebildgerät OPHELIOS-P wie es ab dem Leopard 2A5 eingesetzt wird. Wesentliche Baugruppen des Vorgängermodells wurden beibehalten. So sind auch die Funktionen grundsätzlich gleich, jedoch um die Möglichkeit der autonomen Nachtsicht über Wärmebild erweitert. Dies war ein ernster Mangel in den bisherigen Modellen des Leopard. Hier konnte der Kommandant entweder über einen eigenen Einblick das Wärmebild des Richtschützen mit beobachten oder sich ein passives Fahrernachtsichtgerät an Stelle eines unbeweglichen Winkelspiegels in die Kommandantenluke einbauen. Es besteht weiterhin die Möglichkeit eine Videokamera für Tagsicht einzubauen um das Fernsehbild an anderen Bedienplätzen zur Verfügung zu stellen, wie das schon im Kampfpanzer Leclerc der Fall ist. Vorgesehen ist die Möglichkeit ein sogenanntes Tippvisier zu integrieren. Dieses erlaubt nach Antippen eines Winkelspiegels das Einlaufen der Visierlinie auf die Blickrichtung dieses Winkelspiegels. Um das Sichtfeld für den Kommandanten zu verbessern wurde ein besonders großer Winkelspiegen für die Sicht nach vorn eingebaut. das PERI musste von seinem bisherigen Platz weichen und wurde hinter die Kommandantenluke verlegt. Der Einblick erfolgt nun über eine optische Rohrverbindung links am Kommandantenplatz vorbei, wie im linken Bild zu sehen ist. Die Blickrichtung ist hier in Fahrtrichtung nach vorn, das PERI zeigt nach hinten. Eine Feldjustieranlage vervollständigt die Feuerleitanlage Eine Feldjustieranlage vervollständigt die Feuerleitanlage des Leopard 2. Sie besteht prinzipiell aus den in das HZF und die Waffenstabilisierung integrierten Baugruppen und einem an der Kanonenmündung angebauten Referenzspiegel. Wenn nach längeren Feuer mit der Kanone die thermische Belastung des Rohres zu groß wird, kann es zu erheblichen Abweichungen in der Justierung des Zielfernrohres kommen. Auch die mechanische Gefechtsbelastung kann zur Dejustierung führen. Die Feldjustieranlage ermöglicht es der Besatzung ohne Verlassen des Kampfpanzers mit minimalem Zeitaufwand die Justierung zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Dazu muss der Richtschütze die Feldjustieranlage einschalten, worauf Hauptzielfernrohr und Kanone in einen konstruktiv festen Winkel einlaufen. Der Spiegel an der Mündung des Rohres reflektiert nun einen Referenzlichtstrahl der im Hauptzielfernrohr in Bezug zur Justiermarke, meist die zentrale Richtmarke, gesetzt werden kann. Ist dies erforderlich, kann der Richtschütze an seinem Bedienpult die Justierung korrigieren. Auch mechanisch bedingte Abweichungen können so gefechtsmäßig ausgeglichen werden. Jedoch ist letzterer Fall kein Ersatz für eine korrekte Justierung und kann nur als Notbehelf dienen.